von Jana, Lesezeit < 5 Minuten
Lies nach! Teil 3 der Geschichte findet Ihr hier!
—
Sie starrte gebannt auf die Seite, für einen Moment unfähig, sich zu rühren. War das Zufall? Nein, es war unmöglich ein Zufall, aber wie…?
Als hätte es ein Signal erhalten, gab das Faxgerät einen lauten Fiepton von sich, dann setzte das vertraute Rattern ein und langsam schob sich ein Blatt Papier aus dem Gerät. Jo wusste nicht, ob sie es lesen wollte. Würde wieder die gleiche Zahlenfolge darauf stehen? Was, wenn nicht? Wenn sie gerade einem Geheimnis auf die Spur gekommen war, und das Fax nun sein Wissen preisgab, zu dem sie bisher noch nicht berufen gewesen war? Jo wusste nicht warum, doch plötzlich hatte sie Angst davor, ihr Rätsel zu lösen. Immerhin war ihr Vorgänger von einem auf den anderen Tag verschwunden. Seine Kollegen behaupteten zwar, das wäre freiwillig passiert, aber was, wenn nicht? Was, wenn Gregor Berger von den staubgrauen Gängen verschluckt worden war und nun über ein Faxgerät zu ihr sprach?
„Jo… du darfst nicht mehr so viel Kaffee trinken!“, entschied sie laut und schüttelte den Kopf über sich selbst. Die Lösung für diesen seltsamen Zufall lag doch auf der Hand. Der Abteilungsleiter hatte den Auftrag irgendwann einmal per Fax verschickt, dann war das Gerät kaputtgegangen und wiederholte nun den letzten Auftrag wie einen Schluckauf, wieder und wieder, bis das Problem behoben war.
„Genau. Ein Schluckauf, eine gute Erklärung“, sprach sie sich selbst Mut zu. Ihre ganze Rätselraterei war nur ein Hirngespinst, geboren aus ihrer Langeweile. Sie hätte besser die Akten in ihrem Büro studieren sollen, anstatt den Kalender ihres Vorgängers.
Entschlossen stand sie auf, riss die Ausdrucke von der Wand und warf sie zusammen mit dem Taschenkalender in den Papierkorb.
„Keine Rätsel mehr, keine Geheimnisse“, sagte sie leise. Der Auftrag des Abteilungsleiters war nur das, ein Auftrag einer Führungskraft an ihre Mitarbeiterin. Die Zahlenfolge würde einen völlig logischen, harmlosen Sinn ergeben, wenn sie sich nur etwas Mühe gab, sie zu verstehen. Sie atmete tief durch und griff wieder nach der blauen Akte. Sie enthielt nur drei Blätter, alle drei waren mit den Zahlenfolgen gefüllt.
„Was bedeutet ihr?“, murmelte sie. Ein Code? Koordinaten vielleicht? Vielleicht musste man die Einsen streichen, oder lieber die Fünfer?
Plötzlich stand sie in einem fremden Büro. Hinter dem Schreibtisch saß eine Frau, die Jo bekannt vorkam. Sie blickte gerade auf und verdrehte die Augen. Doch es lag nicht an Jo, sondern an dem Mann, der soeben das Büro betrat. Gregor Berger.
„Was willst du?“, fragte die Frau.
„Karen, ich…“ Karen? Die Karen? Die Seit-vier-Jahren-um-die-Welt-Tramperin-Karen?
„Es tut mir wirklich sehr leid“, sagte Gregor und Karen war scheinbar genauso überrascht darüber wie Jo.
„Und was genau?“
Statt einer Antwort reichte ihr Gregor einen dünnen Stapel Blätter. „Als Wiedergutmachung.“
Karen schien nicht begeistert. Vermutlich hätte Gregor es mit Blumen versuchen sollen. Dann aber lächelte sie breit.
„Du hast es genehmigt? Aber du hast gesagt, wir seien nicht zuständig!“
Gregor wirkte verlegen. „Ja, aber jemand meinte, wenn man ein bisschen weiterdenkt…“
„Und du bist dir damit sicher?“
Gregor schaute auf seine Schuhe und dann auf einen Punkt hinter Karen. Er schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Mich… mich hat beeindruckt, was du in den Besprechungen immer wieder gesagt hast“, erklärte er schließlich. „Dass wir unser Leben nicht leben, wenn… na ja… wir die Dinge nicht öfter hinterfragen. Dass wir einen Teil der Welt, die vor unserer Nase liegt, einfach ausschließen.“
„Du hast es irrelevant und verträumt genannt! Und ein paar andere Sachen.“
Gregor nickte. „Ja, aber ich habe einen Auftrag von unserem Abteilungsleiter bekommen. Der hat mir die Augen geöffnet.“
Nun war Karen ganz offensichtlich verwirrt, Jo jedoch hätte Gregor am liebsten geschüttelt. Ein Auftrag des Abteilungsleiters? Das konnte doch kein Zufall sein. Aber halt: Das hier war ein Traum, oder? Ein Hirngespinst und nichts, was tatsächlich passiert war. Oder doch?
„Ich muss es dir zeigen. Nicht jetzt, aber morgen. Lass uns morgen zusammen Mittag essen gehen, in Ordnung?“
Das Bild verschwamm und egal wie sehr Jo es festzuhalten versuchte, sie saß wieder in ihrem Büro am Schreibtisch, den Kopf auf die Papiere vor ihr gelegt: Der Auftrag des Abteilungsleiters, kein Wunder, dass sie diesen Mist geträumt hatte. Sie richtete sich langsam auf und stellte überrascht fest, dass sie nicht allein war.
—
Das Finale findet ihr hier! Lies los!
Bin gespannt auf das Ende😁gottseidang auflösung… Endluch
Morgen ist es soweit, hoffentlich gefällt es dir 🙂