Tragikfaktor 1/5
Ihr braucht: Sparsamkeit und einen (nicht ganz so festen) Dickschädel
„Lass uns einfach zu IKEA fahren und ein neues Regal holen!“, stöhnte Linda, als der Nachmittag seinem Ende entgegenging und das anscheinend so leicht aufzubauende Regal ihrer Schwester immer noch nicht stand.
„Nee, das Regal passt super. Ich habe das Regal seit zehn Jahren und es ist noch so, wie am ersten Tag.“
„Jaja, und du wirfst nichts weg, was noch gut ist…“ Linda fragte sich, warum ihr Schwester ein Regal, das sie damals schon secondhand für ein paar Euro gekauft hatte, unbedingt mit umziehen hat müssen. Wahrscheinlich wäre es sogar umweltschonender gewesen, ein neues zu holen, als das alte über die weite Distanz zu transportieren.
Aber davon wollte Katja ja nichts hören. Katja ging gar nicht auf sie ein, eine Kunst, die Schwestern im Laufe der Jahrzehnte perfektionnieren.
„Heute Morgen habe ich das gleiche Regal unten aufgebaut – alleine. Das war in fünf Minuten erledigt. Das muss bei diesem hier auch klappen. Schau“, sagte Katja, während sie ihre Position veränderte, weil der Rücken sich über diese gebückte Haltung beschwerte, „warum versuchen wir nicht einfach, zuerst oben ein Brett zwischen den Regalwänden zu befestigen und erst dann die Stangen der Rückwand festzuschrauben?“
Sie spürte, dass sie bald einen Krampf im Arm haben würde vom ewigen Festhalten der Regalpfosten. Warum mussten diese Teile auch so schwer sein.
Linda lag währenddessen mit dem Schraubenzieher auf dem Boden und versuchte, die Querstangen zu befestigen.
Immer, wenn die Frauen bislang gedacht hatten, sie hätten es geschafft, waren die Wände doch wieder schief und die Bretter passten nicht.
„Na gut, wir versuchen es ein letztes Mal. Und danach besorgen wir dir ein neues Regal und du spendierst uns eine Runde Koettbullar als Schadensersatz für diesen verlorenen Nachmittag!“
Linda stieg die Leiter hoch und ließ sich von Katja eines der schweren Regalbretter hochreichen. Während Linda die Nupsies in die Regalwände schlug und versuchte, das massive Holzbrett einzufügen, quetschte sich ihre Schwester unten zwischen Leiter und Regal und war darauf bedacht, die Regalpfosten möglichst gerade festzuhalten.
„Wie sieht’s aus da oben? Ich bekomm‘ gleich einen Krampf in die Finger“, sagte sie und drehte den Kopf nach oben, um Lindas Reaktion zu sehen.
In dem Moment rutschte ihr einer der Pfosten aus den Fingern, die Regalwände fielen auseinander und das Brett, das Linda eben erst oben aufgelegt hatte, fiel mit der metallverstärkten Ecke voran geradewegs auf Katjas Schläfe.
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