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Schlagwort: Autorinnen

Ein Jahr Schneekirschen oder „Schreiben tut man nicht allein“

„Ich profitiere enorm vom Feedback meiner Mitstreiterinnen, die mich konstruktiv auf schiefe Vergleiche, überflüssige Worte oder Handlungslücken aufmerksam machen und mich immer motivieren, am Ball zu bleiben.“

Carmen


Die Schneekirschen sind eine Gruppe von 6 Autorinnen und Autoren aus München, darunter die beiden Autorinnen von MittendrinBlog.
Getroffen haben wir uns in (fast) kompletter Besetzung vor etwa einem Jahr in einem Kurs der Münchener Volkshochschule. Den Kurs fanden wir alle super, was vor allem an den großartigen Mitteilnehmer*innen und deren Feedback lag. So haben wir beschlossen, auch nach Kursende uns weiterhin regelmäßig zu treffen und unsere Texte zu besprechen.

Heute vor einem Jahr, am 5. Juli 2019, fand unser Gründungstreffen statt, in der Lobby dieser einen Hotelkette mit dem türkisen „m“.

Seit dem ist viel passiert bei uns, z.B. waren wir im Radio! Und wir haben diesen Blog gegründet – Zeit für eine kleine Reflektion!

„…ich kann mich nicht mehr einfach allein in eine Ecke verkriechen und die Ungerechtigkeit anprangern, einer brotlosen Tätigkeit mit Leidenschaft verfallen zu sein. Dann kriechen die anderen einfach hinterher und ziehen mich raus.“

Jana
Freitag, 19.06.2020

C: Jana, ich habe gerade im Kalender gesehen, dass wir vor knapp einem Jahr das Gründungstreffen der Schneekirschen hatten. Das wäre doch was für den Blog?

J (denkt sich): Mmh…

C: Es könnte ja jede von uns etwas darüber schreiben, warum die Schneekirschen wichtig für sie sind.

J: Mag schon sein, aber mal ehrlich: Ist es so toll, eine Schneekirsche zu sein? Ständig ist man gefordert, sich mit seinen eigenen literarischen Ergüssen und denen der anderen auseinanderzusetzen. Man hat eine Plattform, auf der man mit sehr netten und konstruktiven Mitstreiter*innen seine Texte er-, be- und überarbeitet und ja, ja, ihr seid alle nett und super konstruktiv, aber denk doch mal an meine dunklen Schubladen, die sich jetzt verraten fühlen, denn bisher waren sie diejenigen, die meine Texte lesen durften!

C (denkt sich): ???

C: Aber ist nicht gerade das wahnsinnig wichtig? Unser Hobby ist nun mal per se durch Einsamkeit gekennzeichnet. Man muss sich selbst motivieren, stundenlang mit seinen Texten alleine zu sein. Deine Freunde verstehen doch auch nicht, was du da tust oder warum. Und keiner von denen versteht es, wie stolz man über einen besonders gelungenen Abschnitt, einen Vergleich, eine Wendung sein kann, wie viel Arbeit hinter der Aneinanderreihung von drei bis vier Wörtern steckt.

J: Aber dieses ganze Gerede übers Schreiben. Wie man Charaktere entwickelt, wo es beim eigenen Text gerade hakt, wie schwer oder leicht es gerade fällt, sich zu motivieren. Mir geht das auf die Nerven! Ständig bekommt man Tipps und Unterstützung und manchmal sogar einen Schubs – ich kann mich nicht mehr einfach allein in eine Ecke verkriechen und die Ungerechtigkeit anprangern, einer brotlosen Tätigkeit mit Leidenschaft verfallen zu sein. Dann kriecht ihr einfach hinterher und zieht mich raus.

C (denkt sich): 😉

C: Ich profitiere auch enorm von eurem Feedback, wie ihr mich konstruktiv auf schiefe Vergleiche, überflüssige Worte oder Handlungslücken aufmerksam macht. Unsere Challenges zeigen mir Grenzen, die ich zum Teil überwunden habe oder noch überwinden will. Da gab es diesen einen Erotik-Text, der bei mir immer noch offen ist und zu dem ich mich immer noch nicht überwinden konnte.
Außerdem genieße ich die Texte der anderen Schneekirschen sehr. Texte, die so anders sind als meine – es ist, als hätte ich ein Gratis-Hörbuchabo abgeschlossen hinter dem sich so viele Geschichten unterschiedlichster Genres verstecken.

In der Serie "Castle" ist die Freundschaft unter Autoren gar nicht so unrealistisch dargestellt: Man sitzt abends zusammen, trinkt etwas und ratscht. Bei Castle wird meist Poker gespielt, wir lesen uns gegenseitig unsere Texte vor und sprechen darüber. Eine Bereicherung, die Zuhause im stillen Kämmerlein vor dem PC niemals gegeben ist. 

J: Ich liebe eure Texte auch sehr! Und ab und zu reden wir ja auch über Wein

C: Und nicht zu vergessen: Ohne die Schneekirschen hätten wir beide nie festgestellt, dass wir einen Blog gründen wollen und uns nicht zusammengetan.

J: Das ist sowieso das Schlimmste! Nicht nur habe ich jetzt eine Reihe talentierter Autor*innen kennengelernt, ich habe auch noch enge Freundschaften geknüpft! Ich werde euch nie wieder los! Und – verdammt – das ist so großartig! Ich habe mich noch nie so sehr als Autorin und Schreiberin gefühlt, so angenommen und so aufgehoben, aber auch so gefordert. Ja, ist schon geil.

C: Nie wieder los trifft es, gerade jetzt zu Corona-Zeiten. Während bei so vielen, die unverhoffte Freizeit die Kreativität überschäumen ließ, war bei mir die Luft nach und nach einfach raus, ein tiefes, schwarzes Kreativitätsloch. Doch die regelmäßigen Skype-Treffen mit euch helfen mir, am Ball zu bleiben. Den Anschluss nicht zu verlieren. Es immer wieder neu zu versuchen, bis wieder etwas aus den Fingern aufs Papier fließt, was sich Geschichte nennen darf.

Also, Jana, wie schaut’s aus? Machen wir jetzt diesen Beitrag über die Schneekirschen?

Nenn` mich Verena
von der Gattung der Schneekirschen.
Bekannt dafür zu unterstützen,
zu motivieren,
zu inspirieren.
Ich bin glücklich darüber, eine Schneekirsche zu sein!

Verena

Neugierig auf die Geschichten der anderen Schneekirschen? Unter diesem Link findet ihr alle Texte unsere Schneekirschen-Gastautorinnen! Lest los!

Und warum jetzt eigentlich Schneekirschen?

Im Laufe der Zeit entwickelten wir eigene Schreib-Challenges – unter anderem die Wörter-Challenge, wo eines Tages auch das Wort „SchneekNirschen“ genannt wurde. Dieses wunderbare Geräusch von frischem Schnee unter den warmen Schneestiefeln. Spannenderweise hatte gleich mehrere Teilnehmer*innen ihre Brille nicht auf beim Durchlesen der Wörterliste und so wurde die Challenge von einigen mit dem Wort „Schneekirschen“ gelöst.

Für die Nicht-Botaniker unter uns: Die Schneekirsche (auch Winterkirsche oder Prunus subhirtella ‚Autumnalis‘) ist ein japanischer Zierkirschenbaum, der – wie der Name schon verrät – im Winter blüht. Natürlich werden wir immer behaupten, dass wir unsere Namensgeberin gewählt haben, weil der Baum Blütenpracht an dunklen Novembertagen bringt und dieses Bild einfach wunderschön ist. Aber tatsächlich fiel die Challenge und die Namenssuche auf den gleichen Tag und – ja, wir hätten schlechter wählen können.

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Zweifeln…

Eine neue Kategorie und der erste Post lautet „Zweifeln“? Ist das eine gute Idee?

Ich zweifle immer mal wieder. Besonders an allem, was mit Schreiben zu tun hat. Was tust du da? Wie kommst du darauf, dich Autorin zu nennen? Nichts veröffentlicht, keiner will den Scheiß lesen! Du wirst es nie schaffen. Und dafür leistest du dir Teilzeit, munter der Altersarmut entgegen. Super! Du bist schlicht naiv und weltfremd. Gib auf, geh wieder voll arbeiten wie vernünftige Menschen und akzeptiere, dass das dein Leben ist!

Und dann? Dann erinnere ich mich daran, dass ich das schon versucht habe. Es hat nicht funktioniert. Ich war einfach nur unglücklich.

Eines meiner Lieblingszitate über das Schreiben stammt aus dem Buch „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ von Joël Dicker:

„Wie wird man eigentlich Schriftsteller, Harry?“

„Indem man nie aufgibt. Wissen Sie, Marcus, die Freiheit beziehungsweise das Streben nach Freiheit ist ein ewiger Kampf. Wir leben in einer Gesellschaft aus resignierten Büroangestellten, und um uns aus dieser misslichen Lage zu befreien, müssen wir gleichzeitig gegen uns selbst und gegen die ganze Welt ankämpfen. Wir müssen uns unsere Freiheit jeden Augenblick neu erkämpfen, aber das ist uns nicht wirklich bewusst. Ich jedenfalls werde nie klein beigeben.“

„Die Wahrheit über den Fall Harry Québert“ – Joël Dicker

Ich werde auch nicht klein beigeben. Also weitermachen, immer weitermachen!

Wie genau das Weitermachen aussieht, was Carmen und mich inspiriert, uns in Flow versetzt oder in die Tischplatte beißen lässt, all das erfahrt ihr in weiteren Posts auf dieser Seite. Wir hoffen, wir können euch ebenfalls inspirieren, niemals aufzugeben, egal, was ihr euch vorgenommen habt.

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