In Teil 1 der Geschichte beschließen Lilly und ihr Teddy Petzi, ein Buch zu schreiben.
von Carmen
Petzis Gesicht zeigte keine Regung ob dieser tollkühnen Ankündigung. Vielleicht war er gar nicht überrascht, weil er mit Lilly schon ganz andere Abenteuer erlebt hatte.
„Komm, Petzi“, sagte Lilly. Sie stand auf, packte ihn beim Arm und machte sich auf den Weg zu Mamas Arbeitszimmer, wo immer ein ganzer Vorrat an Stiften und buntem Papier zu finden war.
Mama hatte eine Kiste voller Schmierpapier: alte Briefe oder Texte, die aus einem Gerät namens „Scheiß-Drucker“ herausgekommen waren. Als Lilly Mamas Arbeitszimmer betrat, war Mama dabei, mit einem schwarzen Stift Striche, Kreise und merkwürdige Zeichen auf ein Blatt zu malen, bevor sie das Blatt noch einmal anschaute und es unzufrieden zum restlichen Schmierpapier legte. Lilly hatte Mama einmal gesagt, dass sie wusste, warum Mama so schlecht malte. Mama nutzte nämlich immer die gleichen blauen oder schwarzen Stifte, niemals rote oder grüne oder glitzernde, so wie Lilly es tat. Lilly hatte angeboten, dass Mama ihre Buntstifte benutzen konnte, dann würden die Bilder sicher hübscher werden und sie musste nicht so viele in die Schmierpapier-Kiste entsorgen. Doch Mama hatte Lilly lächelnd erklärt, dass sie gar nicht malen wollte, sondern arbeite. Mama hatte gesagt, dass auch sie bei der Arbeit übe, so wie Lilly auch das Schreiben ihres eigenen Namens hatte üben müssen. Am Anfang klappt es nicht so gut, aber nach und nach wird es immer besser. Das hatte Lilly verstanden und so schaute sie Mama heute interessiert beim Arbeit Üben zu, bevor sie sich entsann, wozu sie hergekommen war.
„Langweilst du dich, mein Schatz?“, fragte Mama, als sie aufblickte und Lilly entdeckte.
„Mama“, platzte es aus Lilly heraus, „Petzi und ich schreiben ein Buch!“
Mama blickte überrascht – und vielleicht ein bisschen stolz. Daher warf Lilly schnell hinterher:
„Ich weiß schon alles übers schreiben! Ich kann Lilly schreiben und der, die und das lesen. Und ich weiß alles über Spuckzeichen, Zeichen für langweilig, wie bei den Rutschbahnen und für gute, wichtige Rutschbahnen.“
„Hmm“, sagte Mama, „dann weißt du ja wirklich schon fast alles. Worüber willst du denn ein Buch schreiben?“
„Über die listige Hexe und die tollpatschigen Räuber. Wie die Räuber immer versuchen, der Hexe den Schatz zu stehlen und wie die Hexe die Räuber am Ende immer in Frösche und Kröten und Blindschleichen und Esel verwandelt.“ Lilly war ganz aufgeregt und musste schon wieder über die dummen Räuber kichern, als sie sich die Geschichte vorstellte.
„Das wird sicher ein lustiges Buch!“, sagte Mama. „Aber ich fürchte, das müssen Petzi und du noch eine Weile aufschieben.“
Lilly bekam große Augen. „Nein! Aber warum denn?“
„Hast du denn vergessen, was heute für ein Tag ist?“
Lilly hat so eine vage Ahnung, aber sie wollte lieber nichts sagen und schob Petzi hinter ihren Rücken.
„Petzi hat heute Waschtag. Je schneller er gewaschen ist, desto schneller könnt ihr mit dem Buch anfangen. Was sagst du?“
„Petzi möchte aber gar nicht in die Waschmaschine!“, sagte Lilly trotzig. Vor allem wollte Lilly so schnell wie möglich anfangen zu schreiben.
„Lilly, dein Teddy ist sehr, sehr dreckig“, erklärte Mama. „Petzi muss gewaschen werden. Da sind sogar noch Flecken von der Schokolade dran, die Oma euch vorgestern mitgebracht hat. So wie du abends baden musst, muss auch Petzi in die Waschmaschine, damit er sich wohl fühlt und gesund bleibt.“
Lilly hatte Tränen in den Augen. Sie wollte doch so gerne sofort mit dem Buch beginnen. Aber Mama hatte recht, da waren wirklich einige dunkelbraune Klumpen in seinem ansonsten hellen, flauschigen Fell. Lilly wollte auf keinen Fall, dass Petzi krank würde.
Mama kniete sich vor ihr hin, nahm sie an den Schultern und schaute sie an.
„Ich mache dir einen Vorschlag, mein Schatz. Wir bringen jetzt Petzi in die Waschmaschine und danach üben wir zusammen, ein paar Wörter zu schreiben. Wenn Petzi wieder sauber und trocken ist, kennst du sogar noch einige Wörter mehr.“
Lilly schluckte kurz. Sie war immer noch sehr enttäuscht, dass sie nicht gleich alles über die Hexe und die Räuberbande aufschreiben konnte, aber sie konnte natürlich nicht ohne Petzi anfangen. Sonst wäre er sehr traurig. Lilly schaute Mama an und nickte.
„Na, dann komm.“
Im Badezimmer, wo die Waschmaschine stand, nahm Mama den kleinen Messbecher, um das Waschpulver in die Maschine zu füllen, während Lilly Petzi beruhigte:
„Keine Angst, Petzi. ich werde nicht ohne dich anfangen. Du wirst jetzt schön sauber und ich hole dich hier wieder ab, wenn du fertig bist.“
Dann gab sie ihm einen dicken Kuss, legte ihn behutsam in die Trommel und schloss das Bullauge.
Mama stellte die Maschine ein und Lilly durfte „Start“ drücken.
„So, Lilly, dann lass uns schreiben“, sagte Mama, während sie zurück zum Arbeitszimmer gingen. „Weißt du schon, welches Wort du zuerst lernen möchtest?“
Lilly hatte noch gar nicht darüber nachgedacht. Es gab so viele spannende Wörter, wie Wald, der je nach Wetter und Jahreszeit immer anders aussah. Im Frühling hatte er so wunderschöne Blüten und es war alles voller Licht. Im Sommer wurde der Wald dunkler und spendete wunderbar Schatten und im Herbst verloren die Bäume Blätter in 1001 Farben, Lilly sammelte Kastanien und Tannenzapfen zum Basteln und Buchecker zum Naschen. Ein anderes schönes Wort war Clown. Lilly mochte Clowns, die konnten jonglieren, hatten riesige Schuhe mit lustigen Beulen an der Spitze und waren genauso tollpatschig wie ihre Räuberbande.
Aber auf einmal kam ihr eine Idee:
„Au ja, ich weiß es!“, rief Lilly. „Ich will ‚Hexe‘ schreiben. Das ist ein Wort mit Spuckzeichen. Die mag Petzi besonders!“

Schaffen es Lilly und Petzi, tatsächlich ein Buch zu schreiben? Wird Mama die Geschichte lesen können? Seid gespannt auf Teil 3.
Ich freue mich auf die Fortsetzung und bin jetzt schon sehr gespannt.
LG