von Jana, Lesezeit ca. 2 Minuten
Er war zu lange nicht mehr hier gewesen. Die niedrigen grauen Häuser, gedrängt und zerknittert wie ein zusammengeknülltes Taschentuch. Weggeworfen. Vergessen mit all ihren Erinnerungen. War da etwas gewesen? Etwas, das „gut“ sagte? Etwas, das nach Kindheit schmeckte? Nach Geborgenheit roch? Sich wie Ankommen anfühlte? Vertraut im Inneren nachhallte? Nein, nichts.
Keine Szene, die ein Lächeln in sein Gesicht zauberte. Auch keine, die Schmerz, Verzweiflung oder Wut mit sich brachte.
Könnte er nur hier oben stehen, auf die verlassene, weggeworfene Heimat eines Mannes schauen, der er selbst gewesen war und seine Wut hinausschreien: Laut, roh, verzweifelt.
Könnte er mit heraufbeschworenen Bildern glücklicher Tage den sterbenden Heimstätten Leben einhauchen, nur für einen sinnlosen, vergänglichen Moment.
Alles wäre besser als dieses Nichts, das sie einander spiegelten und das sich fortsetzte, bis ein Abgrund in einen anderen schaute. Selbst Schmerz wäre besser. Nein, nicht besser. Anders. Echter. Klarer. Fassbarer. Ein fassbarer Schmerz, ein Stachel, den er benennen und herausziehen könnte.
Er starrte in den Abgrund, der Abgrund starrte zurück. Ein zusammengeknülltes Taschentuch ohne strategische Bedeutung. Er wandte sich um.
„Brennt es nieder!“, befahl er.
P.S. Dieser Text ist entstanden, während ich „White Noise White Heat“ von Elbow in Dauerschleife gehört habe.
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