Schreiben ist nichts besonderes. Alles, was man tut, ist:
Ernest Hemingway
Man sitzt an einer Schreibmaschine und blutet.
Es wird Zeit! Butter bei die Fische! Irgendwann wird uns kein Weg mehr drum herum führen, warum also nicht gleich hier und jetzt uns outen?
Also lass es uns tun.
Die Glaubensfrage unter den Autor*innen: Wie schreibe wir am liebsten: per Hand oder am PC?
Schreiben soll nichts besonderes sein? Wenn Hemingway da mal nicht irrt. „Schreiben“ und „schreiben“ sind mindestens fünf Paar Schuhe.
Was man da alles falsch machen kann, bevor man überhaupt anfängt zu schreiben! Meinungen. Überzeugungen. Studien! Zum Beispiel: Die Verbindung Hand-Kopf ist weit stärker, wenn man per Hand schreibt als wenn man per Hand tippt. Studien haben gezeigt, dass das Handschreiben Verknüpfungen und Prozesse im Gehirn auslöst, die es beim Tippen auf einer Computertastatur nicht gibt.
Am Computer wiederum lässt sich vieles übersichtlicher und sauberer gestalten. Man hat endlich eine geringe Chance, seine Ideen schnell genug einfangen zu können. Der Unterschied der Schreibgeschwindigkeit ist enorm.
Es ist zu einer Glaubensfrage geworden. Wer modern und zeitgemäß ist, arbeitet am PC, am Tablet, am Smartphone, alles untereinander verbunden. Kombiniert mit Sprachnachrichten, mit Schlagwörtern versehenen Lesezeichen der Online-Recherche, geordnet in Ordnern und Unterordnern. Alles jederzeit verfügbar, schnell und leicht verpackt für unterwegs, inklusive einer externen Tastatur, um auch am Smartphone bequem tippen zu können.
Wer noch moderner ist, zeigt sich wieder mit altmodischem Notizbuch, hat sich einen teuren Stift dazu gegönnt, arbeitet mit Eselsohren, Büroklammern oder bunten Klebestreifen als Lesezeichen. Klebt, malt, nutzt bunte Textmarker, kennt das Bullet-Journal-System, um einigermaßen ordentlich zu arbeiten und betrachtet die Kollegin, die am Tablet arbeitet, mit einem gönnerhaften Augenrollen.
Jetzt wäre es natürlich leicht, zu sagen: Ja, hat alles seine Daseinsberechtigung. Aber ganz ehrlich… Das wäre ja das gleiche, wie zu sagen „Rosa ist auch schön“ oder „alle Wege führen nach Rom“. Das ist unbefriedigend!
Also jetzt: Butter bei die Fische! Richtig oder Falsch. Gut oder Böse. Wo stehen wir?
Jana
Wenn ich eine Idee entwickele, tue ich das am liebsten mit der Hand. Ich habe immer ein Notizbuch dabei, in dem ich Ideen festhalten kann und ob das dann in der U-Bahn, im Park oder an einer Häuserwand lehnend neben dem Bäcker ist, in den ich eigentlich gehen wollte, ist mir ziemlich egal, denn wenn die Idee kommt, kommt sie halt. Auch kleinere Schreib- und Kreativübungen mache ich gerne mit der Hand, da mir aufgefallen ist, dass ich so die gleiche Idee kürzer und prägnanter darstelle.
Ansonsten schreibe ich hauptsächlich am PC. Ich freunde ich mich gerade mit dem Autorenschreibprogramm „Papyrus Autor“ an und hoffe, nach und nach, meine exorbitante Zettelwirtschaft reduzieren zu können. Ich bin gespannt.
Wichtiger allerdings als die Frage „Hand“ oder „PC“ ist für mich das „Wo“: am allerliebsten schreibe ich in einer Bibliothek. Ob es die Bücher sind oder die stille Atmosphäre besonders viele Ideen hervorbringt… in einer Bibliothek fühle ich mich wohl und in Schreiblaune. Mein Küchentisch tut es aber auch. Da habe ich einen Blick ins Grüne und meistens noch auf einen Blumenstrauß.
Carmen
Klares Bekenntnis zur Fraktion „Handschreiben“! Es gibt für mich nichts besseres, was den Fluss „Idee zu Papier“ betrifft. Leider gibt es auch nichts langsameres.
Wenn ich genau weiß, was ich tun will, schreibe ich am PC, fülle Seite um Seite. Doch gerate ich einmal ins Stocken, drucke ich das Zeug aus, greife mir einen Stift und fülle die Ränder, die Rückseiten, die leeren Stellen zwischen den Zeilen. Ich schreibe, streiche durch, umkreise, ziehe Pfeile hierhin und dorthin, schreibe neu. Und irgendwann ist der Fluss wieder da, sprudelt erneut. Ab dann geht es wieder zurück an den PC, diese alte Bremse, und es wird weitergeschrieben, bis das Papier, der Stift, das Notizbuch wieder aushelfen müssen.
Genauso wie Jana ist für mich aber auch das Wo sehr wichtig. Zuhause arbeite ich nicht besonders gut, da gibt es viele, viele Dinge, die mich ablenken können. Ich lebe im Chaos, aber wenn ich zuhause arbeiten soll, habe ich auf einmal das dringende Bedürfnis, aufzuräumen, Staub zu wischen oder einfach gleich meinen Kleiderschrank neu zu ordnen – wenn man eh grad schon dabei ist.
Schon als Studentin habe ich immer am Liebsten in Bibliotheken gearbeitet. Während des Lockdowns, als auch die Bibliotheken geschlossen waren, war dies eine weitere Herausforderung, den Kreativitätsfluss aufrecht zu erhalten (zum Text dazu geht es hier entlang). Umso mehr freue ich mich, wenn jetzt langsam wieder die Bibliotheken öffnen, damit ich mich mit Stift und Papier dort in eine stille Ecke zurückziehen kann.

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