von Jana, Lesezeit < 5 Min.
Montags kauft niemand Möbel. Die sorgsam platzierten Dekogegenstände stauben ein, in den eingerichteten Muster-Wohnungen lebt heute kein Mensch. Verlassen liegt die Fundgrube da, ein Sammelsurium vergessener, leicht angeschlagener Möbelstücke, die niemand will. Heute nicht. Morgen nicht. Nie mehr.
Das rote Sofa in der Ecke sieht aus, als stünde es nicht erst seit gestern hier. Genau genommen sieht es nicht mal aus, als wäre es neu, eher so, als hätte es schon viele Leben begleitet, viele Besitzer getragen. Als hätte es Jeansstoff und Seidenkleider und müffelnde Socken ertragen, Hundehaare und verkippten Kakao. Setzte ich die Maske ab und röche daran, würde es nach gefärbten Stoff und Holzverkleidung riechen oder nach Wohnen, nach Leben?
Wie riecht Leben? Ein bisschen muffig vielleicht und nach den Blumen auf dem Tisch, nach angebratenen Zwiebeln, nach Seife, Waschmittel, nach Staub und Schweiß, nach dir und mir.
Ich habe Mitleid mit diesem Sofa, es ist für Menschen gemacht und nicht für diese dunkle Ecke am Ende des Möbelhauses, in die sich heute niemand außer mir verirrt. Wo es gespenstisch still ist, abgesehen von den halb verschluckten Tönen der ewig-nervigen Werbejingles, nur unterbrochen durch ein paar völlig überhörte Dauerhits.
Das ist kein Ort zum Bleiben. Doch ich kann es nicht mitnehmen.
Ich wünsche ihm eine Familie. Ich wünsche ihm das Leben oder die vielen Leben, nach denen es jetzt bereits aussieht. Ich wünsche ihm, dass jemand es betrachtet und nicht die ramponierten Stellen sieht, sondern die Schönheit darunter. Die Schönheit, die sagt: Ich bin kein Möbelstück, ich bin ein Stück Leben.
Schreibe einen Kommentar