Erschlagen

Tragikfaktor 1/5

Ihr braucht: einen stumpfen Gegenstand, eine Figur mit verborgenen Talenten

 

„Was soll ich jetzt mit Ihnen machen?“, fragt er schließlich. Im Gegensatz zu vorhin, wo er wirklich bedrohlich wirkte, klingt er jetzt eher verzweifelt.

„Wissen Sie, wegen mir, also… Sie tragen ja immer noch die Skimaske und es ist ja quasi gar nichts passiert…?“

Der Mann schweigt. Im Hintergrund springt meine Playlist auf ein Lied, in dem ein Mädchen den Teufel beschwört. Ich finde das etwas zu offensichtlich und hinterfrage meinen Musikgeschmack.

„Nie passiert“, murmelt der Mann und sieht mich fest an. Ich nicke. Wortlos macht er mich los.

„Danke, dass Sie die Vase ganz gelassen haben“, sage ich.

Als er sich umdreht, wahrscheinlich um zu prüfen, ob er irgendwelche Spuren im Hotelzimmer hinterlassen hat, gehe ich zur Theke und nehme die Vase. Ich trete in seinen toten Winkel und lasse sie mit aller Kraft an seiner Schläfe zersplittern. Er faltet sich zusammen und geht mit einem dumpfen Schlag zu Boden. Ich prüfe seinen Puls. Nichts. Ich atme tief aus.

Auf dem Laminat sammelt sich eine trübe Mischung aus Blumenwasser und Blut. Ich muss mich beeilen, sonst macht es unentfernbare Flecken und ich habe keine Lust, eine extra Reinigungspauschale zu zahlen, ich muss ja schon die Vase ersetzen. Doch dann schallt Gloria Gaynors Stimme durch den Raum. „I will survive“. Fast von allein beginne ich zu tanzen. Ich wende mich von der Sauerei auf dem Boden ab und genieße den Blick durch das Fenster.

Der Himmel ist blau, genau wie das Meer. Es wird ein wunderschöner Tag werden.

 

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